Er ist ein Gründungsmitglied der Munich Cowboys und kann somit auf über vier Jahrzehnte Erfahrung im American Football zurückblicken. Robert Adlhart, von den Insidern Bobbl genannt, zählt trotz seines Alters aber nicht zum alten Eisen. Im Gegenteil: Er bringt sich als Trainer bewusst in der Jugend ein und möchte sein Wissen und seine Erfahrungen an die Jungs weitergeben. Zu den Trainingseinheiten kommt er regelmäßig quer durch München mit dem Fahrrad. Das hält fit und sorgt für Kondition. Im Interview spricht er über seine Motivation und die Möglichkeiten, die American Football für junge Spieler bietet.
Munich Cowboys Media (MCM): Du hast die Anfänge der Munich Cowboys erlebt und mit gestaltet. Wie war es in dieser Zeit Ende der 70er, als American Football in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckte?
Robert Adlhart (RA): Es war ein harter Kampf. Gleich im ersten Jahr habe ich mir als Spieler in einer Partie den Fuß gebrochen. Das gab mir die Zeit, im Winter 1979 beim Aufbau eines Jugendprogramms mitzuhelfen. 1980 hat das Jugendteam dann durch erste Freundschaftsspiele auf sich aufmerksam gemacht. 1981 kam dann der Umbruch. Ein zweiter Verein wurde gegründet. Die Mitglieder bestanden hauptsächlich aus der Jugend der Munich Cowboys.
MCM: Du warst nicht nur in München aktiv. Welche Stationen hast Du noch gehabt?
RA: Durch mein zweites Hobby, das Drachenfliegen, zog es mich in alle möglichen Fluggebiete in Europa. Beispielsweise 1985 und 1986 war ich als Spieler bei den Salzburg Lions (heute Bulls) aktiv. Erst 1989 zog es mich wieder zum American Football in München. Bei den München Rangers arbeitete ich zusammen mit Head Coach Hesham Khalifa in der Jugendmannschaft. 1990 holten wir die bayerische Meisterschaft. Von 1991 bis 1993 war ich dann Head Coach der Burghausen Crusaders. 1994/95 trainierte ich die Jugend der Erding Bulls. Von 1997 bis 2004 war ich dann bei den Rosenheim Rebels als Jugendcoach tätig. Danach folgten zwei weitere Jahre in Burghausen. Ab 2007 baute ich gemeinsam mit Klaus Haffstein die Jugend der München Rangers neu auf. 2014 und 2015 war ich Head Coach dieses Teams und wir erreichten die Playoffteilnahme. 2016 und 2017 baute ich gemeinsam mit Peter Gruber das Herrenteam in Rosenheim neu auf. Ab 2018 habe ich bei der zweiten Mannschaft der Munich Cowboys mitgearbeitet und immer wieder in den Jugendmannschaften mitgeholfen.
MCM: Hattest Du Vorbilder? Wer hat dich in Deiner Arbeit beeinflusst?
RA: Von Anfang an unterstützte mich Mr. Shepard, den noch viele kennen dürften, mit seinem Wissen auf meinen Weg durch die verschiedenen Stationen der Football-Welt. Er hatte immer ein offenes Ohr für Fragen, versorgte mich mit Büchern und Illustrierten, mit denen ich mich weiterbilden konnte, um mich schließlich einigermaßen in der Szene behaupten zu können. Bis kurz vor seinem Tod diskutierten wir die verschiedenen Fachbereiche und ich versuche auch heute noch das Wesentliche von Mr. Shepard umzusetzen. Für mich war er der entscheidende Mentor, der mich erst auf diesen Weg überhaupt brachte.
MCM: Die Ausbildung in der Jugend und der Aufbau von American Football Programmen ziehen sich durch Deine sportliche Geschichte. Legst Du hier einen Schwerpunkt Deiner Arbeit?
RA: Sportliche Fitness und die richtige Einstellung sind Grundlagen im American Football. Aber dieser Sport ist mehr. Wichtig ist die Vermittlung von Werten wie Teamwork, Fairness, Zuverlässigkeit. Nur wenn sich jeder auf den Mitspieler verlassen kann, ist Erfolg wirklich möglich. Die Jugend Programme sind unsere Zukunft und an der möchte ich mitarbeiten. Gerade bei der U16 kann ich hier in der Basisarbeit helfen.
MCM: Was fasziniert Dich am meisten an American Football?
RA: Es gibt wohl keine andere Sportart, in der aus einem „wilden Haufen“ ein Team entsteht, in dem sich jeder mit seinen Stärken einbringen kann. Gleichzeitig ist einer der Schlüssel die Disziplin. Denn in einer Mannschaft bin ich immer auch abhängig von meinen Mitspielern. Ich habe in den letzten Jahrzehnten verschiedene Jugendspieler gesehen, die in anderen Sportarten keine Chance bekommen haben. Im American Football konnten sie sich einbringen, Selbstbewusstsein aufbauen und zu einem wichtigen Baustein ihres Teams werden. Diese Erfolgsstories finde ich faszinierend. Sie spornen mich an, als Coach diese Möglichkeiten zu eröffnen.
MCM: Wie siehst du die Zukunft des American Football in Deutschland?
RA: Ich habe in vier Jahrzehnten natürlich schon einiges gesehen und erlebt. Für mich ist wichtig, dass jeder Einzelne seinen Beitrag zur Weiterentwicklung leistet. Wenn Viele einen Beitrag leisten, dann wird das große Ganze besser. Ich für meinen Teil habe mich für die Jugendarbeit entschieden. Hier möchte ich für die Jugendlichen die bestmöglichen Entwicklungschancen schaffen und ihnen Wissen und Erfahrung weitergeben.
MCM: Herzlichen Dank für dieses Interview.